Warum ich (k)ein Problem mit Netzwerktreffen habe

20.03.2018  • Blog • 

Ich bin jemand, der wildfremde Menschen auf Veranstaltungen nur ungerne anspricht – das war schon immer so. Auch im Nachtclub bin ich der Letzte gewesen, der einfach so auf eine hübsche Frau zugeht und sie anspricht. Ich beobachte und analysiere lieber aus der Ferne.

Selbstversuch 1: Netzwerktreffen + X

Obwohl ich schon auf vielen Konferenzen und Veranstaltungen war, unternahm ich vor kurzem einen Selbstversuch: der Besuch eines Events, mit einem großen gemeinsamen Kontext – Netzwerken.

In einer schönen Location versammelten sich ca. 70 Unternehmer, die zwei Impulsvorträgen aus dem Teilnehmerkreis und einem gut gelaunten Moderator lauschten. Zentrales Element der Veranstaltung war die Vorstellungsrunde: Jeder hatte bis zu 90 Sekunden, um sich und sein Unternehmen kurz und prägnant darzustellen. Es gelang mir mehr schlecht als recht, meine Person und meine noch junge „Neu-Selbstständigkeit“ in aller Kürze auf den Punkt zu bringen – um so wohler fühlte ich mich beim anschließenden Fingerfood.

Seriöses Speed-Dating

Als ich später nach Hause fuhr, musste ich feststellen, dass ich mich den ganzen Abend nicht wohl gefühlt hatte. Das beschäftigte mich. Schließlich gelangte ich zu der Erkenntnis, dass mich die verkaufsorientierte Atmosphäre des Abends am meisten gestört hatte. Bei der Vorstellungsrunde stellten 90% der Unternehmer ihre „Features“ und nicht den „Benefit“ ihrer Kunden in den Fokus und bei den losen Gesprächen zeugte die Frage „Was machen Sie so beruflich?“ nicht von ehrlichem Interesse, sondern von einer effizienten Informationsgewinnung, um schnell beurteilen zu können, ob ich für denjenigen von Nutzen sein könnte. Ehrlich gesagt: Alle wollten verkaufen. Es war wie beim Speed-Dating – für jemanden der zunächst beobachtet und aus der Ferne analysiert eindeutig das falsche Format.

Natürlich ist das Geschmackssache und meine Stichprobe von 1 unzureichend, um eine belastbare Aussage über das Für und Wider von Netzwerktreffen zu tätigen. Gleichwohl war mein Bauchgefühl ausreichend: Ich möchte nicht verkaufen – schon gar nicht an Menschen, die mir nur verkaufen wollen.

Selbstversuch 2: X + Netzwerktreffen

Ich entschied mich, ein weiteres Netzwerktreffen zu besuchen. Diesmal stand das Netzwerken an zweiter Stelle. Bei entspanntem After-Word-Modus standen drei Speaker auf der Bühne, die für ihren Vortrag jeweils 12 Minuten Zeit hatten, um in einem anschließenden Q&A 12 Minuten lang Rede und Antwort zu stehen. Ein deutscher Fußballprofi aus der zweiten Liga Englands berichtete von seinem größten Erfolg, eine Coachin über Veränderung im Leben und ein Buchautor sprach darüber, wie jeder ein Buch schreiben könne. Das Beste aber war, dass niemand verzweifelt versuchte, etwas zu verkaufen. Ich fühlte mich wohl.

Natürlich ist auch das Geschmackssache. Aber ich musste feststellen, dass die Besucher der Veranstaltung aufrichtiges Interesse daran hatten, etwas Neues zu lernen und sich inspirieren zu lassen. In den 12-minütigen Pausen wurde Pizza gegessen, intensiv diskutiert und zahlreiche Visitenkarten ausgetauscht.

Was Gary Vaynerchuk dazu sagen würde

Ich erinnerte mich an ein Buch von Gary Vaynerchuck – „Jab, Jab, Jab, Right Hook“. Darin beschreibt er den „Right Hook“ als das Ziel eines jeden Managers oder Marketers. Es ist der Schlag, der die Konkurrenz außer Gefecht setzt oder die letzten Widerstände eines Kunden überwindet – der rechte Haken verwandelt eine Werbemaßnahme in einen Verkauf. Zuvor geht es aber darum, den finalen Schritt vorzubereiten: “Jabs are the value you provide your customers with: the content you put out, the good things you do to convey your appreciation. And the right hook is the ask: it’s when you go in for the sale, ask for a subscribe, ask for a donation.”

Das „seriöse Speed-Dating“ war eine Aneinanderreihung von rechten Haken – die Veranstaltung im entspannten After-Work-Modus eine Möglichkeit, „Jabs“ zu beobachten und aus der Ferne zu analysieren. Mit anderen Worten: Business machen versus Beziehung aufbauen. Das Ergebnis war für mich eindeutig: Vom nächsten „Speed-Dating“ meldete ich mich ab – die nächste Veranstaltung von 12min.me in Düsseldorf konnte ich kaum erwarten.

Dr. Aaron Brückner
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