Ist Social Media mächtiger als das Fernsehen?

Für jemanden wie mich, der keinen Fernseher mehr besitzt, ist vorgestern etwas Spannendes passiert. Und ja, ich oute mich mal. Sonntagabend habe ich vor dem Fernsehen verbracht. Ausnahmsweise. Und nein. Ich habe nicht den Tatort geschaut...

Am Sonntag habe ich das gesehen, was man kaum sehen kann, aber gerade deswegen sehen will: Das Duell zwischen Entertainer Oliver Pocher und Schlagersänger Michael Wendler – zwei entscheidende Elemente lassen sich in diesem Zusammenhang über Social Media lernen.

Kurz zum Hintergrund

Im Januar beginnt Pocher den Wendler auf die Schippe zu nehmen – der mag das nicht. Pocher nimmt Wendler weiter auf die Schippe – der droht mit einer Klage. Da legt Pocher erst erst richtig los…

Der seit Wochen auf Social Media ausgetragene Beef zwischen Entertainer Pocher und Schlagersänger Wendler findet seinen Höhepunkt am Sonntag den 1. März in einer Live Sendung zur Prime time auf RTL.

Moment. Ganz langsam.

Es wird eine Fernsehsendung produziert, nur weil sich zwei in der Öffentlichkeit stehende Personen digital duellieren? Ganz richtig.

Jan Böhmermann griff traditionell Wendlers Musikausschnitt „EGAL“ einmal pro Sendung im Neo Magazin Royal auf – das Feld war bestellt. Als Oliver Pocher am 24. Januar die Pickup-Schlüsselübergabe im Hause Wendler parodierte (> 2,6 Mio. Aufrufe), ahnte er wohl selbst nicht, was das nach sich ziehen würde – die Ernte war reif.

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Es folgen weitere Pocher-Parodien, zahlreiche Wendler-Memes und sogar ein eigens kreierter Instagram-Filter, um auszusehen wie der Wendler. Die Inhalte gehen viral, aus dem Nichts wächst eine ganze Community heran, die mehr von der „Wendler-Challenge“ will und mehr bekommt.

Der Comedian produziert „Egal-Merchandise“ und die Community reist ihm die T-Shirts aus seinen Händen – die Einnahmen gehen zu jeweils 50% an den „RTL-Spendenmarathon“ und „Ein Herz für Kinder“. Allein im Februar steigt Pochers Community auf Instagram um 664.000 (!) Follower.

Da Aufmerksamkeit die härteste Währung im digitalen Zeitalter ist, wundert es, dass Pocher mit 170 Mio. Interaktionen auf Instagram und über 200 Mio. Klicks auf Facebook den Kölner Privatsender von einer Live-Show erst überzeugen musste.

Wie das Duell ausgegangen ist? Egal.

Viel wichtiger ist, was wir über Social Media lernen können:

1. Social Media lebt (manchmal) von Schnelligkeit – beispielsweise liegen zwischen der ersten Pocher-Parodie (24. Januar) und dem ersten Merchandise (9. Februar) gerade einmal rund zwei Wochen. Adieu Redaktionsplan.

2. Social Media lebt von Interaktion – Pocher nutzt bewusst interaktive Elemente, startet die „Wendler-Challenge“, entwickelt einen Filter und repostet in seinen Stories die zahlreich von seinen Followern produzierten Parodien. Interaktion ist mit den Followern ist Wertschätzung.

Diese zwei Aspekte gehören im Übrigen nicht zum Spezialgebiet von Fernsehanstalten. Deswegen freut man sich bei RTL über eine Traumquote beim jungen Publikum: Marktanteil von 27,4% bei den 14-49-Jährigen.

Fazit

Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ich es kaum erwarten konnte, wie das Duell zwischen den beiden ausgeht. Aber das ist die Macht von Social Media. Ob die sozialen Medien nun mächtiger sind? In jedem Fall sägen YouTube, Instagram & Co. kräftig am Stuhl des linearen Fernsehens.

Der letzte Akt der TV-Show unterstreicht das: Der Gewinner (Pocher) sollte mit seinem Smartphone ein Video drehen, in dem der Verlierer (Wendler) seine Niederlage eingesteht. Natürlich landete das Video auf Pochers Instagram-Account. Natürlich erzielte auch dieses Video wieder deutlich über 1 Millionen Aufrufe…

PS: Diesen Artikel habe ich auch auf LinkedIn veröffentlicht…

Dr. Aaron Brückner
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