Corona-Panik? Hier stimmt doch was nicht!

20.03.2020  • Blog • 

Ist diese Corona-Panik nicht übertrieben? Mitte Februar habe ich diese Frage eindeutig mit Ja beantwortet. Das hat sich geändert. Seitdem versuche ich, mir bewusst eine Meinung zu bilden. Die Grippe, ein Milliardär und unser „Bundestrainer“ helfen mir dabei…

Diese drei Wörter bringen mich auf die Palme

Anfang März beginne ich den Live Blog der FAZ zu verfolgen. Schnell störe ich mich an der Wortwahl. Anstatt neutral darüber zu berichten, dass „die Anzahl der Infizierten von 845 auf 956 gestiegen ist“, lese ich, dass „gestern die Anzahl der Infizierten noch bei 845 lag und nur einen Tag später liegt sie schon bei 956“. Es sind drei kleine Wörter, die mich auf die Palme bringen. Noch, nur und schon. Ohne die Zahlen in ein Verhältnis zu rücken, wird der Inhalt emotionalisiert. Ich vergleiche die Wortwahl der FAZ mit der der BILD. Kaum ein Unterschied. Wozu diese Stimmungsmache?

Auf den YouTube-Algorithmus ist Verlass

Ein paar Tage später spült der YouTube-Algorithmus Videobeiträge von KenFM in meine Timeline. Corona. Chaos. Crash. Ich kann mir aussuchen, was mir mehr Angst macht: Wirtschaftskollaps, Bürgerkrieg oder die Einschränkung unserer Grundrechte. Auf Panikmache mit Panikmache zu reagieren, kann ich nicht nachvollziehen. Ich respektiere aber die bedingungslose Bereitschaft, den Finger in die Wunde zu legen. Wird der Coronavirus ausgenutzt, um die tektonischen Platten unseres Miteinanders zu verschieben?

Dieser Mann wusste das alles schon vor 5 Jahren

Ab Mitte März gibt es kein anderes Thema mehr und inmitten des medialen Monsuns stolpere ich in der Süddeutschen über das Gerücht, dass Bill Gates ein Patent auf das aktuelle Coronavirus hält. Ach was?! Ich recherchiere. Es gibt tatsächlich ein Patent seiner Stiftung mit dem Titel „Coronavirus“. Allerdings haben diese Forschungen nichts mit der derzeitigen Ausbreitung zu tun.

Zur Entschädigung finde ich einen TED-Talk von Bill Gates aus dem Jahr 2015. Faszinierend, wie weitsichtig dieser Mann ist. Wovor Gates darin warnt, passiert gerade. Warum sollten wir auch auf jemanden hören, der im Jahr so viele Bücher liest, wie unsereins im ganzen Leben. Wird es also doch ernst?

Endlich Entwarnung

Kurz vorm Schlafen wird mir ein Video empfohlen. Dr. Wolfgang Wodarg, Internist, Lungenarzt und früherer SPD-Politiker, verkündet darin auffallend unaufgeregt, dass er die unglaubliche Aufregung nicht versteht: „Alles übertrieben. Der Corona-Hype entbehrt jeglicher medizinischer Gefahr.“ Seine Argumentation von mir stark vereinfacht: „Wenn es den Corona-Test nicht gäbe, würden wir die infizierten und verstorbenen Menschen in der normalen Grippe-Statistik überhaupt nicht bemerken.“ Puh. Alles halb so wild. Gute Nacht?

Nein, keine gute Nacht. Denn mittlerweile weiß ich, dass der mich zunächst überzeugende Vergleich zwischen Grippe und Corona hinkt. Bei der Grippe gibt es eine Herdenimmunität. Bei Corona nicht. Zudem lassen sich die Zahlen noch nicht vergleichen: Statistiken zur Grippe-Zeit existieren – die Corona-Zeit ist aber noch nicht vorbei. Was und wem kann ich eigentlich noch glauben?

Wie im Krieg

Videos aus Italien sind dagegen keine Glaubensfrage. Patienten liegen dicht an dicht auf der Intensivstation, das medizinische Personal arbeitet am absoluten Anschlag und da Beatmungsplätze knapp werden, müssen Ärzte entscheiden, welchem Patienten das Leben gerettet wird. Die anderen „spüren, wenn sie sterben. Es ist wie ertrinken. Nur langsamer.“ Himmel hilf, was kommt da nur auf uns zu?

Der wahre Bundestrainer

Die meisten Hobby-Bundestrainer arbeiten gerade als Nachwuchs-Virologen – das macht die Meinungsbildung nicht einfacher. Jemand, der das Geschehen fachlich fundiert und erfrischend differenziert einordnet, ist Prof. Drosten in einem NDR-Podcast. Der Typ hat einfach Ahnung: Wie verhalten sich Viren auf Bargeld? Wie viel bringt die Atemschutzmaske wirklich? Und wie reagiert der deutsche Virologe in Folge 16 auf die Kritik von Dr. Wolfgang Wodarg? Es kann nur einen Bundestrainer geben.

Fazit

Medienkonsum wird besonders in Krisenzeiten zu einem Drahtseilakt. Mir eine Meinung zu bilden, erfordert die Muße, mich aus unterschiedlichen Quellen zu informieren. Ich versuche die Gegenrede nicht nur auszuhalten, sondern sie auch anzuhören – und ja, ich darf meine Meinung ändern.

Aktuell bin ich der Meinung, dass es eine gute Idee ist, zu Hause zu bleiben. Mediziner, Pfleger, Polizisten, Apotheker oder Mitarbeiter im Supermarkt – wer in systemkritischen Berufen arbeitet, hat nicht nur unseren Dank, sondern einen Corona-Bonus verdient. Aber mehr Geld für die wirklich wichtigen Dinge wie unser Gesundheitssystem ausgeben? Guter Witz. Dafür muss man schon „too big to fail“ sein. Es ist also richtig: Hier stimmt doch was nicht.

Dr. Aaron Brückner
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