100 Podcastfolgen und ein Geständnis

Am 22. März 2018 führte ich mein erstes Podcast-Interview mit einem Andersmacher. Ich habe mich nie getraut, es zu veröffentlichen – bis gestern...

Wovor hatte ich Angst?

Wenn ich heute auf meinen Tacho blicke, dann erfüllen mich 100 Episoden mit Dankbarkeit: Ich bin dankbar für die Offenheit meiner Gäste, dankbar für die mir geschenkte Lebenszeit und besonders dankbar für das, was ich als 1. Zuhörer in meinem selbst kreierten Dauerfortbildungsformat darüber lernen darf, was Andersmacher anders machen.

Wenn ich genauer hinschaue, dann beweisen mir über 7.000 Interviewminuten, dass ich liebe, was ich tue: Ich liebe es zu recherchieren, zu meinen Gästen zu reisen, Fragen zu stellen und ja, ich liebe es sogar, die Tonspuren in mühsamer Kleinstarbeit zu bearbeiten – Arbeit, die sich nicht nach Arbeit anfühlt? Mehr davon!

Aber es war ein Gespräch, mein allererstes Gespräch, das mir gezeigt hat, wovor ich am meisten Angst habe: Es ist die Angst, nicht gut genug zu sein. Ist diese Frage nicht albern gewesen? Ist das überhaupt interessant? Ist die Folge zu lang? Heißt es „diesen Jahres“ oder „dieses Jahres“? Ist der Sound meines Mikros nicht viel zu schlecht? Wie schlimm höre ich mich bitte an, wenn ich lache?!

Was soll denn Ronaldo sagen?

„Man kann es nicht jedem recht machen!“ Das hast du sicherlich auch schon tausendmal gehört. Es ist leicht gesagt, aber schwer zu verinnerlichen. Mittlerweile habe ich das – dank Cristiano Ronaldo.

Wenn CR7 ins Stadion einläuft, betritt einer der besten Fußballer der Geschichte den Rasen. Superlative reichen nicht aus, um seine sportlichen Errungenschaften zu beschreiben: Titel soweit das Auge reicht, Rekorde pflastern seinen Lebensweg, Traumtore säumen seine Karriere und mit einem Post auf Instagram verdient er so viel Geld, wie der Otto-Normalverbraucher in 20 Jahren. Ronaldo ist der Professionellste unter den Profis, da sind sich seine Weggefährten einig – er kommt früher, bleibt länger, lebt gesünder und er will es mehr. Was will man noch mehr erreichen? Was will man noch mehr opfern? Und trotzdem weiß er ganz genau, dass er es nicht jedem recht machen kann, denn jedes Mal pfeift ihn die Hälfte des Stadions aus.

Ich weiß nicht mehr, wo ich diesen Vergleich einmal gelesen habe, aber er hat mir geholfen. Wenn ich mich dafür entscheide, auf einem Rasen zu spielen, den jeder sehen kann, dann sollte ich akzeptieren, dass es immer jemandem gibt, dem ich nicht gut genug bin – egal, wie gut der Sound ist, egal, wie elegant die Frage formuliert ist und völlig egal, wie sich meine Stimme anhört. Solange ich das tue, was sich rund anfühlt, solange ich bereit bin, auszuprobieren und aus Fehlern zu lernen, ist das in Ordnung. Es stimmt, der Weg aus der Angst führt durch die Angst hindurch.

Und was hat das jetzt mit dir zu tun?

Deswegen habe ich mich zur 100. Folge entschieden, mein allererstes Gespräch zu veröffentlichen. Vielleicht wirst du den Sound meines Mikros nicht gut finden – aber so habe ich angefangen. Vielleicht wirst du den Rhythmus des Gesprächs nicht mögen – aber so habe ich mich mit Volker über ein Leben voller Projekte unterhalten – von der Kirche bis zu Kondomen. Vielleicht wirst du es gut finden, vielleicht aber auch nicht – das ist in Ordnung.

Andersmachen heißt vor allem anfangen. Wenn du das nächste Mal Angst davor hast, was andere denken könnten, kannst du beruhigt sein. Den anderen geht es genauso. Also, schreib die erste Seite, mal das erste Bild, sing das erste Lied, dreh das erste Video, nimm die erste Podcast-Folge auf, fotografier den ersten Menschen, spiel die ersten Noten, führ das erste Telefonat, schick die erste Mail, kontaktier den ersten Investor, stell dich das erste Mal auf die Bühne, geh zur ersten Trainingsstunde, buch deine erste Fortbildung, poste deinen ersten Beitrag und ja, lad deinen Schwarm zum ersten Dinner ein…

Andersmachen heißt vor allem anfangen.

PS: Lieber Volker, danke für deine Geduld – ohne dich gäbe es keine 100.

Dr. Aaron Brückner
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